Montag, 2. April 2012

Rezension: "Nacht"

  • Titel: Nacht
  • Autorin: Elena Melodia
  • Übersetzerin: Karin Diemerling
  • Originaltitel: Buio
  • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
  • Verlag: PAN
  • Deutsche VÖ: 4. Oktober 2011
  • ISBN-10: 3426283336
  • ISBN-13: 978-3426283332



  • Handlung:
    Alma ist cool. Amla ist schön. Alma ist die Anführerin der beliebtesten Mädchenclique der Schule. Jeder Junge träumt davon, sie zu erobern. Doch noch niemand hat das geschafft, denn Alma ist nicht nur perfekt, sie ist auch unglaublich unnahbar und verschlossen. Das hat seine Gründe, denn bei Alma läuft weit nicht alles so gut, wie es rüberkommt. Sie hat Familienprobleme, ihre Freundinnen verändern sich immer mehr, sie hat Träume, in denen Morde passieren. Das Schlimmste daran: Diese Morde ereignen sich kurz darauf auch in der Realität. Doch was hat Alma damit zu tun? Was sind das für Männer, die sie verfolgen? Was verbirgt ihre Freundin Agatha vor ihr? Und welche Rolle spielt der geheimnisvolle Morgan in dieser Geschichte?


    Meine Meinung

    Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. Trotz negativer Kritiken, versuchte ich, möglichst ohne Vorurteile an dieses Werk heranzugehen. Nur leider kann man nicht alles haben. Ich stellte schnell fest, dass die negativen Kritiken nicht grundlos geschrieben worden waren.

    Es geht schon auf den ersten Seiten los, man lernt die Protagonistin kennen und fängt schon da an, fassungslos den Kopf zu schütteln. Alma, so heißt das Fräulein, lässt sich in wenigen Adjektiven beschreiben: oberflächlich, eingebildet, gefühlskalt. Dabei denke ich nicht, dass das Absicht der Autorin war, ich glaube eher, die Autorin wollte einige Handlungen der Geschichte möglichst realistisch darstellen und hat daher so eine eigensinnige Hauptperson ausgewählt, ohne zu wissen, wie nervig diese rüberkommt. Ganz ehrlich, Alma hat mir den Lesespaß gehörig verdorben und ich war teilweise ganz kurz davor, das Buch abzubrechen. Natürlich habe ich das nicht getan, ich habe tapfer weitergelesen, um festzustellen, dass sich Alma im letzten Drittel des Buches bessert, sie lässt sich besser aushalten. Oder man gewöhnt sich als Leser einfach an sie, das kann natürlich auch sein, ich weiß es nicht.

    Alma ist natürlich nicht der einzige Charakter dieses Buches. Und obwohl sie so unausstehlich ist, wäre es mir lieber, sie wäre es. Denn die anderen Personen sind keinesfalls besser. Unfassbar flach und unsympathisch - und zwar jeder von ihnen. Ihre sogenannten "Freundinnen", Agatha, Naomi und Seline, sind egoistisch und genauso gestört (Verzeihung) wie Alma selbst. Sie lassen kleine Mädchen aus ihrer Schule kranke Mutproben durchstehen, damit sie mit ihnen "befreundet" sein dürfen. Und das Schlimmste: Die Autorin stellt das so dar, als ob es das Normalste der Welt wäre. Die Botschaft, dass sowas keinesfalls in Ordnung ist, kommt nicht rüber. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie 16 bzw. 17jährige zu solchen Taten fähig sind, sie überfallen Leute aus Rache und nutzen ihre Mitmenschen aus. Und dabei sind sie die Hauptpersonen und stehen eigentlich auf der Seite der Guten. Irgendwie schade.

    Nächster Punkt: Die Handlung. Oder sollte ich besser sagen, das Handlungsknäul bestehend aus 2563 Handlungssträngen? Man sollte vielleicht erwähnen, dass man sich nicht auf den Klappentext verlassen sollte, denn dieser führt komplett in die Irre. Es steht z.B. drin, dass Alma sich wegen ihren Sorgen als allererstes an Morgan wendet, als ob die beiden absolut vertraut miteinander wären. Falsch. Sie wendet sich nur gezwungenermaßen an ihn und Vertrauen zwischen den beiden kommt in der ganzen Geschichte kaum auf. Außerdem wird gesagt, dass Alma bei jeder Berührung extreme Schmerzen verspürt. Auch das ist nicht richtig. Es wird zwar erwähnt, dass sie ein Stich durchfährt, sobald Morgan sie berüht - aber nur zwei Mal auf knapp 450 Seiten! 

    Die Handlung selbst ist ziemlich verwirrend und hat unzählbare Handlungsstränge. Man weiß nicht, worauf man sich als Leser konzentrieren soll, wie alles zusammenhängt und das traurige dabei ist, dass man auch am Schluss nicht aufgeklärt wird. Das Ende ist alles andere als zufriedenstellend und sollte der zweite Teil auf deutsch erscheinen, bezweifle ich trotz des offenen Endes, dass ich ihn lesen werde. Überhaupt ist es nicht sehr einfach, das Buch zu lesen, denn die düstere Atmosphäre erschlägt einen und der Humoranteil liegt bei -30%.  Potential hätte die Idee wahrscheinlich gehabt, obwohl ich immer noch nicht so wirklich weiß, was die Geschichte eigentlich für einen Sinn hatte. Hätte man die Hälfte der Handlungsstränge weggelassen und sich dafür umso mehr auf die anderen konzentriert, wäre das Werk viel leichter zu lesen, da bin ich mir sicher. Außerdem hätte man die Charaktere besser ausarbeiten können und ein paar positive Eigenschaften hätten bestimmt auch nicht geschadet. 

    Unter dem Klappentext steht außerdem die Beschreibung des Buches: "Spannend, romantisch und geheimnisvoll". Spannend kann ich mehr oder weniger unterschreiben, denn langweilig wurde es tatsächlich nicht. Romantisch dagegen passt absolut nicht. Wo in diesem Buch steckt denn bitte die Romantik? Das, was zwischen Alma und Morgan passiert, kann ich nur bedingt als "romantisch" bezeichnen. Eher als verwirrend und steif.  Dafür trifft geheimnisvoll zu. Es gilt tatsächlich, viele Geheimnisse aufzudecken - nur leider werden nur die allerwenigsten aufgelöst. Der Leser macht das Buch deprimiert zu und fragt sich: "Was hat es mir gebracht, dieses Buch zu lesen?"

    Der Schreibstil passt gut zum Buch - er ist emotionslos und anstrengend. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Autorin unbedingt poetisch klingen wollte - gelungen ist ihr das, meiner Meinung nach, so gut wie nie. Die Sätze klangen sehr gestellt, die Dialoge wirkten steif und sehr unnatürlich. Verständlich, dass das nicht gerade dazu beiträgt, dieses Werk glaubwürdiger zu machen.

    Das Cover ist wohl das Beste am ganzen Buch, ich liebe die Gestaltung. Es ist schlicht, hebt sich aber trotzdem von der Masse ab und passt gut zu der Geschichte. Außerdem vermittelt sie die Atmosphäre perfekt. Auch die Farb- und Schriftwahl hätte nicht besser sein können. Wirklich gelungen.

    Fazit:
    Dieses Buch ist Geschmackssache. Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen. Wäre die Handlung nicht so überladen, die Charaktere nicht so unsympathisch und der Schreibstil nicht so steif gewesen, hätte das Buch gute Chancen bei mir gehabt. So aber kann ich leider keine Empfehlung aussprechen, denn auch wenn man dieses Buch nicht gelesen hat, hat man absolut nichts verpasst. Ich vergebe 3 Punkte (von 10).


    ! Ich bedanke mich beim Pan-Verlag für die Unterstützung mit dem Rezensionsexemplar !

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