Mittwoch, 8. Juni 2011

Rezension: Die Poison Diaries

7 Meinungen

  • Titel: Die Poison Diaries
  • Autorin: Maryrose Wood
  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
  • Verlag: Fischer Fjb (8. Juni 2011)
  • ISBN-10: 3841421245
  • ISBN-13: 978-3841421241
  • Originaltitel:The Poison Diaries



Ein Buch, das mich sehr überrascht hat – im positiven Sinne. Denn unter diesem wunderschönem Cover versteckt sich eine leise, berührende und gleichzeitig tragische Liebesgeschichte.


Handlung: Jessamine führt ein bescheidenes Leben, in einer abgeschiedenen Kapelle. Und obwohl sie mit ihrem Vater, einem Heiler, zusammenlebt, fühlt sie sich oft allein. Nur die Pflanzen, die ihr Vater in seinen Gärten pflanzt, sind ihre Freunde, die sie pflegt und liebt.
Alles verändert sich, als Weed in ihr Leben tritt. Weed, der grünäugige Junge, der nicht viel redet, aber unglaublich viel über die Pflanzenwelt zu wissen scheint. Was ist sein Geheimnis? Woher hat er dieses umfangreiche Wissen?
Jessamine und Weed kommen sich immer näher, doch dann wird Jessamine krank und ist dem Tod sehr nah. Nur Weed kann sie retten - ihr Leben liegt in seinen Händen und er würde alles für sie tun, er würde sein Leben für das ihre geben.
Aber reicht das? Wird es Weed gelingen, seine große Liebe zu retten?

"Weißt du, Jessamine, Liebe ist auch ein Gift,
eines meiner Lieblingsgifte sogar.
Es geht ins Blut, vernebelt den Geist,
erlangt die Beherrschung über den Körper."
- Seite 215

Eigene Meinung:

Charaktere:
Die Charaktere waren für mich der einzige Punkt den ich zu bemängeln hätte, denn ich konnte mit keinem der Personen richtig warm werden. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, die zwar auch vorhanden war, aber eben nicht immer.

Jessamine, die Protagonistin, ist eine sehr stille und ruhige Person, die sich mit ihrem bescheidenen Leben ohne Freunde abgefundet hat und versucht, das beste draus zu machen. Sie kümmert sich liebevoll um die Pflanzen, die ihr Vater für das Heilen braucht und ist oft einsam. Ihre Mutter ist früh gestorben, sodass sie nach den Regeln ihres Vaters aufgewachsen ist. Ich konnte mich mit ihr einfach nicht anfreunden. Sie wirkte teilweise so passiv und ließ sich alles vorschreiben und befolgte das dann auch, ohne sich in irgendeiner Form zu wehren, obwohl sie erwähnte, dass sie gerne mehr Freiheit und Gesellschaft hätte. "Ja Mädchen, dann sag doch was!", hätte ich ihr am liebsten zugerufen, denn obwohl sie viel respekt vor ihrem Vater hat, ist er immer noch ihr Vater und ihre einzigste Gesprächsperson! Da kann sie ihm doch ab und zu ihre Meinung sagen, oder etwa nicht? Am Anfang wirkte sie auf mich wie ein kleines Mädchen im Alter von 12 Jahren, obwohl sie schon 16 ist. Doch dann veränderte sie sich und wurde erwachsener und damit auch angenehmer. Ich konnt ihre Gefühle gut nachvollziehen und hatte im Endeffekt auch sehr viel Mitleid mit ihr.

Weed hat es mir auch nicht leicht gemacht, ihn kennen zu lernen und ich bin mir sicher, dass es mir bis immer noch nicht ganz gelungen ist. Der stille Junge, der seine Gefühle nicht zeigt (wenn er denn welche hat) und in Rätseln spricht. "Jetzt erklär doch mal und verwirr mich nicht!", dachte ich mir nur zu oft. Doch nach und nach wird vieles klarer und Weed wirkt menschlicher, denn man bekommt zu seinen Gefühlen Zugang und leidet und hofft mit ihm.

In dem Buch gibt es kaum bildliche Personenbeschreibungen. Das zwar gut, denn man hat die Freiheit, die Figuren sich selbst zu erfinden, aber trotzdem habe ich die äußerlichen Merkmale vermisst, denn manchmal braucht man sie einfach, z.B. wenn Weed behauptet, dass Jessamine wunderschön ist, da möchte man schon wissen was ihn dazu veranlasst, sowas zu behaupten.

Kritik:
Die Handlung hat ist überhaupt nicht actionreich und spielt fast ausschließlich an einem Ort. Hat mich das gestört? Nein, nicht im geringsten. Denn dieses Buch erzählt eine stille Geschichte und immer wenn ich das Buch aufgeschlagen habe, fühlte es sich an, als ob ich Heim kehre. Ich hab mich auf dem Hof von Jessamines Vater sehr wohl gefühlt und obwohl ich nicht gerne Romane lese, die in der Vergangenheit spielen, dieses Buch zu lesen hat mir viel Spaß gemacht und trotz weniger Handlung habe ich mich wunderbar unterhalten gefühlt.

Die Idee mit den Pflanzen hat mich fasziniert, denn es spielen nicht irgendwelche Fabelwesen eine tragende Rolle, sondern (Gift)Pflanzen. Die Idee hat mir gefallen und die Umsetzung erst recht.

Die Geschichte an sich war interessant, denn obwohl es mehr oder weniger Fantasy ist, hatte ich nicht dieses „Das-kann-im-wirklichen-Leben-nicht-passieren-Gefühl“, denn trotz einigen fantastischen Elementen, die ich hier nicht erläutern möchte, weil sonst die Spannung weg wäre, wirkte die Geschichte an sich doch sehr real und glaubhaft. Ich konnte mir problemlos Jessamine’s abgeschiedenes und bescheidenes Leben vorstellen. Die besondere, ruhige Atmosphäre, die die Geschichte begleitet, hielt die Autorin das ganze Buch über aufrecht und das hat mir sehr gut gefallen, denn diese stille Atmosphäre, die die Autorin mit einigen schlichte Worten zauberte, passt perfekt zu dem Leben, das Jessamine führt, sowie auch zu der Zeit, in der die Handlung stattfindet.

Als Jessamine dann krank wird, wird es richtig spannend und man fiebert mit - wird sie es überleben? Schafft Weed es, sie zu retten? Es wird richtig dramatisch und tragisch und wirklich schön und ein bisschen wie Romeo und Julia. Toll!

Schreibstil und Erzählsicht:
Der wunderschöne Schreibstil hat es mir wirklich angetan, er bringt Sachen verständlich und mit schönen Worten geschmückt über die Bühne und auch wenn die Sprache an die damalige Zeit angepasst wurde – ich hatte keine Verständnisprobleme und den Lesefluss hat sie genauso wenig gestört, im Gegenteil, das Buch liest sich sehr flüssig und schnell.

Erzählt wird zum Großteil aus der Sicht von Jessamine, aber auch Weed erzählt einige Kapitel, was mir sehr gut gefallen hat, denn so bekommt man eine tollen Einblick in seine Gefühlswelt und spürt, wie verzeifelt er versucht, Jessamine zu retten. Sofort wirkte er viel natürlicher auf mich und war nicht mehr der in sich gekehrte, geheimnisvolle Junge.

Cover:
Ein großartiges Cover! Wirklich schön. Die Verzierungen glänzen golden, bei Licht teilweise silbern. Das Gesicht lässt Raum für eigene Vorstellungen und die grünliche Farbe passt perfekt zum Hauptthema des Buches - die Pflanzenwelt. Außerdem sind an der Unterseite des Buches Verzierungen, die aussehen wie Wurzeln.

Fazit:
Ein wunderschönes Jugendbuch (innerlich und auch äußerlich), der den Leser in das alte England zurückversetzt. Ich sehe die Welt der Pflanzen nun mit ganz anderen Augen und warte ungeduldig auf die Fortsetzung, weil ich nach einem recht offenen Ende wissen will, wie es mit Jessamine und Weed weitergeht. Ich vergebe 4 Sterne (von 5).


Zusatzinformationen:

Der zweite Teil wird "The Poison Diaries - Nightshade" heißen und wird am 25. Oktober 2011 auf englisch veröffentlicht. Ich freue mich drauf!


! Ein ganz großes Danke geht an den FJB - Verlag, der mir freundlicherweise ein Vorabexemplar dieses Buches zukommen ließ. !

Dienstag, 24. Mai 2011

Rezension: "Tod in Neverland"

2 Meinungen

  • Titel: Tod in Neverland

  • Autor: Ronald Malfi

  • Broschiert: 509 Seiten

  • Verlag: Otherworld (Januar 2011)

  • ISBN-10: 9783800095377

  • ISBN-13: 978-3800095377





  • Ein schön schauriges Horrorbuch, das hoffte ich am Anfang. Meine Erwartungen waren hoch und leider wurden sie nicht ganz erfüllt. Ein besonderes Buch, das zwar Potential hat, welches aber nicht vollkommen ausgeschöpft wurde und das hat der Geschichte geschadet.


    Handlung:
    Kelly ist ein Mädchen, das aus dem kleinen, unheimlichen Dorf Spires stammt. In ihrer Kindheit spielten viele ungewöhnliche Ereignisse eine Rolle, unheimliche Dinge geschahen, auf die niemand eine Erklärung wusste. Im Alter von 15 Jahren erlitt Kelly einen Zusammenbruch. Ihre Eltern schickten sie in eine Anstalt, in der sie bis zu ihrem 18. Geburtstag lebte, dann entließ sie sich selbst. Sie zog nach New York, heiratete, ließ sich scheiden und lebt nun eín bescheidenes Leben - an ihre Kindheit kann sie sich jedoch nicht erinnern. Warum? Was war geschehen? Wie kommt es, dass all ihre Erinnerungen verschwunden sind?

    Kelly arbeitet an einem Projekt über Menschen, die ihr Leben mit Behinderungen meistern müssen. An ihrer Seite: Josh, ein Bekannter, der ihr bei dem Projekt hilft. So lernt sie auch Nellie kennen, eine Frau, die im Kindesalter ihre Beine verlor. Diese Frau hat ein Geheimnis. Doch was ist es?

    Als Kelly's jüngere Schwester angegriffen und lebensgefährlich verletzt wird, wird Kelly wieder nach Spires gerufen. Erinnern kann sie sich immer noch nicht. Während weitere mysteriöse Dinge geschehen, fangen die Erinnerungen an, langsam zurück zu kehren. Und die Erinnerungen sind schrecklicher, als sich Kelly je auszumalen wagte...

    Eigene Meinung:

    Charaktere:
    Ich konnte mich mit keinem der Charaktere wirklich anfreunden und ich habe auch keinen in mein Herz geschlossen. Außer Josh, aber auch er konnte mich nicht vollends überzeugen.
    Manche (wie z.B. Carlos) wirkten recht unsympathisch auf mich und waren teilweise auch sehr Ich-bezogen. Andere kann ich schlecht beurteilen, denn sie waren zwar vohanden, man konnte aber trotzdem keine Bindung zu ihnen aufbauen, weil man bis zum Ende nicht weiß, ob sie nun gut oder böse sind, wie sie denken und was sie eigentlich wollen.
    Das Buch befasst sich mit einigen Charakteren und man meint am Anfang vielleicht, dass es sich ausschließlich um Kelly handelt, aber das stimmt nicht - Kelly ist zwar die Protagonistin, trotzdem werden viele Kapitel aus Josh's (Bekannter von Kelly, der mit seinem eigenen Leben zu kämpfen hat) bzw. Carlos' (ein Arzt, der irgendwie nie wirklich weiß, was er eigentlich will) Sicht erzählt.

    Die eigentliche Hauptprotagonistin des Romans ist Kelly.
    Leider konnte ich einfach nicht warm mit ihr werden. Sie war mir seit Anfang an nicht besonders sympathisch, bei ihr hatte ich einfach das Gefühl, dass sie unter Depressionen leidet und durchgehend traurig ist. Sie ist sehr seltsam, auch wenn das davon kommen mag, dass sie sich nicht an ihre Kindheit erinnert. Außerdem hatte sie an und zu Erleuchtungen, bei denen ich mich einfach nur fragte: Warum weiß sie das plötzlich? (Auch wenn das gegen Ende zum Großteil aufgelöst wird, hat es mich gestört.)
    Und bei manchen Szenen blieb sie unglaublich ruhig, bei Szenen, bei denen jeder normale Mensch durchgedreht oder panisch weggerannt wäre. Vielleicht sollte das Kelly's Mut zeigen, aber auf mich wirkte es einfach sehr unrealistisch. Aber manchmal tat sie mir auch Leid und ich fühlte mit ihr.
    Alles in einem war ist Kelly eine Protagonistin, an die man sich erst gewöhnen bzw. einlassen muss.

    Kritik:
    Das Buch ist in drei Teile unterteilt. Der erste Teil und somit der Anfang des Buches war sehr vielversprechend und ich wollte wissen, wie es weiter geht.
    Das ließ mit dem zweiten Teil nach, denn dieser zog sich und ich hatte andauernd das Gefühl, als ob der Autor sich im Kreis drehen würde und das nicht nur wegen den ständigen Wiederholungen.
    Es werden sehr, sehr viele Fragen aufgeworfen, die fast alle erst gegen Ende gelöst werden, nur wenige bleiben offen.
    Das Ende bzw. der dritte Teil hat mir nicht besonders zugesagt, die Auflösung war zwar sehr überraschend, aber auch irgendwie gekünstelt. Die Geschichte ist extrem in das Übernatürliche abgerutscht, wobei das gar nicht so sehr zum Rest der Geschichte passt.
    Klar, es geht hier um Fantasy, aber ich hätte mir doch mehr Realität am Ende gewünscht. Aber die Idee war gut, nur eben noch ausbaufähig. Gegen Ende gab es einige Rückblenden, die mich gut unterhielten und die ich gerne mitverfolgt habe. Das war ein guter Aspekt der Geschichte und hat auch vieles aufgeklärt - auch der berühmte "Aha!-Effekt" blieb nicht aus.

    Zum Thema Horror: Dieses Buch bietet einige Horrorelemente. Trotzdem ist das kein eleganter Horror für mich - ich hatte eher das Gefühl, dass der Autor einfach versucht so viel wie möglich zu schocken. Er wollte erreichen, dass sich der Leser ekelt und das ist ihm wirklich gelungen. (v.a. gegen Ende)
    Es wurden auch einige Märchenelemente in die Geschichte eingebunden, was mir sehr gut gefallen hat.

    Die Wechsel zwischen den einzelnen Erzählperspektiven waren mir zu lang, ich war gerade mitten im Geschehen bei Kelly und plötzlich wurde ich in Carlos Leben gerissen und das für lange Zeit. Ich hätte mir v.a. im Mittelteil weniger Carlos und dafür mehr Kelly gewünscht.

    In dem Buch geschenen Dinge nicht einfach so - alles hat seinen Grund und deshalb sollte man beim lesen gut aufpassen.

    Tut mir Leid, dass ich so pingelig bin, aber das ist mir einfach aufgefallen: Am Anfang des Buches gab es sehr viele Rechtschreibfehler - die ließen aber nach und am Ende gab es kaum noch welche.

    Schreib - und Erzählstil:
    Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber man gewöhnt sich dran. Es gab leider viele Wiederholungen, die den Lesefluss stören. Außerdem schreibt Ronald Malfi sehr ausschweifend und beschreibt viel, was eigentlich gar nicht beschrieben werden müsste. So hab ich auch ein paar Zeilen übersprungen, wenn ich gemerkt habe, dass wieder eine überflüssige Beschreibung kommt.
    Bei Dialogen habe ich mich teilweise über die Wortwahl gewundert - die Sprache wirkte gekünstelt und die Dialoge waren nicht sehr lebendig.

    Cover:
    Das Cover ist großartig und passt sehr gut zu der Geschichte. Die dunklen Farben vermitteln genau die richtige Atmosphäre. Der Wald spielt in der Geschichte eine große Rolle und deshalb finde ich es toll, dass man ihm so viel Platzt auf dem Cover gelassen hat. Die weiße Schrift des Titels sticht sofort ins Auge. Der Titel "Tod in Neverland" ist gut gewählt und auch die Schriftart finde ich toll. Großes Lob!

    Fazit:
    Wer sich mit seltsamen Charakteren abfinden kann und geduldig genug ist, um auf die Auflösung zu warten, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Wer aber einen schwachen Magen hat und einspruchsvollen Schreibstil nicht besonders mag, sollte die Finger davon lassen. Aufgrund der guten Ansätze vergebe ich 3 Sterne (von 5) und bin ein wenig traurig, dass das Potential nicht komplett genutzt wurde, denn die Idee dahinter ist interessant und neuartig.


    Zusatzinformationen:

    Das Originalcover. Mir gefällt das deutsche mehr, auch wenn dieses hier (genauso wie das deutsche) sehr gut zum Inhalt passt und auch die richtige Atmosphäre vermittelt.


    ! Ein riesiges Danke geht an den Otherworld-Verlag (by ueberreuter) für dieses Rezensionsexemplar !