Montag, 30. Juli 2012

Rezension: "Verdammt"

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Die erste Begegnung, die ersten Blicke, der erste Kuss: Liebe kann etwas Wunderbares sein. Doch was, wenn die Liebenden Vampire, Strigoi oder Unsterbliche sind? Niemand liebt dramatischer, intensiver, gefährlicher. Und für niemand anderen bekommt der Ausdruck „ewige Liebe“ diesen ganz besonderen Sinn. Fünf Bestsellerautorinnen, die sich mit dem Thema bestens auskennen, erzählen fünf einzigartige Geschichten über die Liebe zwischen Vampiren und vielen anderen faszinierenden Wesen der Nacht. via

Fünf verschiedene Geschichten von fünf verschiedenen Autorinnen, jedoch alle mit dem gleichen Hauptthema; Vampire, wie sie leben und vor allem wie sie lieben. Die fünf Buchautorinnen waren mir namentlich bekannt, allerdings habe ich von Alyson Noël und Francesca Lia Block noch nie etwas gelesen, daher kann ich keine Vergleiche mit ihren anderen Werken anstellen. Kommen wir zu den einzelnen Geschichten.

Diese Kurzgeschichte, verfasst von der hochtalentierten Richelle Mead, spielt in der Welt von Vampire Academy und erzählt, wie sich Lissas Eltern kennengelernt haben. Lissa dürfte Vampire Academy Lesern bekannt sein, falls man die Reihe nicht kennt, ist es auch nicht schlimm, alles wird verständlich erklärt. "Sonnenschein" ist meiner Meinung nach die beste Geschichte aus dieser Sammlung, sie glänzt mit interessanten Charakteren, spannender Handlung und sehr angenehmen Schreibstil. Ist man sich nicht sicher, ob man die Vampire Academy Reihe anfangen soll, kann diese Erzählung helfen. Andersrum ist diese Kurzgeschichte nicht für die Handlung von Vampire Academy zwar nicht nötig, ist aber ein tolles Extra für alle Fans. 9/10 Punkte.

Danika möchte vor ihrem Alltag flüchten und bewirbt sich an einer geheimnisvollen Kunstakademie. Als sie dort ankommt, ist alles ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Wo sind die anderen Studenten? Warum verhalten sich hier alle so komisch? Und wer ist dieser mysteriöse junge Mann, der seine Sonnenbrille nie auszieht? ... Von Alyson Noël habe ich bis dato noch keinen Roman gelesen und das wird nach dieser Kurzgeschichte wohl auch so bleiben. Anfangs wirkte sie noch sehr vielversprechend auf mich, man rätselt mit Danika mit, doch bei der Hälfte kommt der Bruch und die ganze Geschichte dreht sich um 180° und wirkt nur noch unglaubwürdig. Man hat das Gefühl, dass die Autorin einfach vergessen hat, ein paar Erklärungen und Szenen einzubauen, oder ich hab' sie einfach überlesen, auf jeden Fall konnte ich ihr kaum noch folgen und war noch verwirrt als zuvor. Auch der Schreibstil ist nicht sehr herausstechend, ebenso wie die Charaktere, die einfach nur komisch waren und selbst nicht so recht wussten, was sie eigentlich wollen. Insgesamt sehr schade, denn das Potential war da, wurde aber leider komplett ignoriert. 4/10 Punkte.
Die Handlung dieser Kurzgeschichte wiederzugeben, ist wirklich schwierig. Es geht um ein Mädchen, oder ein weibliches Wesen, das "Unten" lebt, dort aber von allen gehasst und schikaniert wird, sogar von ihren Eltern. Sie sehnt sich nach dem "Oben" und den dort lebenden Wesen und lernt schließlich einen von ihnen kennen, bis etwas schreckliches passiert. Fängt man an, diese Geschichte zu lesen, erscheint erstmal ein riesengroßes Fragezeichen in des Lesers Kopf. Und es verschwindet nicht, es bleibt da bis zum Schluss, bis man den letzten Satz gelesen hat, und selbst dann ist es noch da. Das hat zwei Gründe: erstens - die Handlung. Es gibt keine Erklärungen, wirklich keine, man wird in die Handlung geworfen und muss sie orientieren, was gar nicht so einfach ist, denn man hat absolut keine Ahnung, wo man sich gerade befindet, wann die Handlung stattfindet und wer welche Rolle spielt. Im Endeffekt ist es mir immer noch nicht ganz klar geworden. Zweitens - der Schreibstil. Kurze, aus dem Kontext gerissene Sätze, teilweise nur aus einem oder zwei Wörtern bestehend, kaum wörtliche Rede und unbekannte Begriffe. Und nebenbei extrem poetisch. Diese Mischung aus verwirrender Handlung und dem ausergewöhnlichem Schreibstil ist zwar sehr gewöhnungsbedürftig, aber bewundernswert, denn das wagt und kann nicht jeder Autor. Trotzdem sollte man diese Kurzgeschichte mindestens zwei Mal lesen, um sie zu verstehen. 6/10 Punkte.

"Hunting Kat" erzählt aus dem Leben der sechszehnjährigen Kat, die ein künstlich erschaffener Vampir ist. Früher wurden Experimente an ihr ausgeführt, doch sie ist der Forschungsgruppe entkommen. Nun ist genau diese Gruppe hinter ihr her. Diese Kurzgeschichte hat mir gut gefallen, die Idee ist toll und könnte mit Sicherheit zu einem Roman ausgearbeitet werden. Kat und die anderen Charaktere sind trotz der geringen Seitenzahl wirklich gut ausgearbeitet und die Handlung ist ziemlich spannend. Auch der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Allerdings hätte ich gerne mehr über die Experimente und die Gruppe an sich erfahren. Dass ein großer Handlungsumfang bei einer Kurzgeschichte nicht möglich ist, ist mir aber klar. 8/10 Punkte.

Die letzte Erzählung handelt von einem Jungen, Paul Michael, der in der Schule ein ziemlicher "Outsider" ist. Er denkt etwas anders als die anderen und ist ein Einzelgänger. Dann lernt er Lilith kennen und alles verändert sich. Die geheimnisvolle, schöne Lilith ist nämlich ein Vampir und sie zieht Paul Michael in die Welt der Vampire hinein. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich von dieser Kurzgeschichte halten soll. Ich mochte die düstere Atmosphäre sehr, die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Allerdings war mir die Handlung an sich zu durcheinander und der Schreibstil insgesamt war mir zu ungenau, er umschreibt alles nur und kommt nie auf den Punkt. Und auch das Ende lässt mich sehr irritiert zurück. Aber das war sicherlich Absicht der Autorin. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie tolle Romane schreiben kann. 5/10 Punkte.

Diese Sammlung ist abwechslungsreich und unterhaltsam. "Sonnenschein" von Richelle Mead war mein persönliches Highlight, "Erweck mich zu neuem Leben" von Alyson Noël die größte Enttäuschung. Der Rest war zwar nicht umwerfend gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Für Vampirliebhaber ein Muss, für alle anderen nicht wirklich von Nöten. Im Durchschnitt ergibt das knappe 6 Punkte (von 10).

Freitag, 27. Juli 2012

Rezension: "Vampire Academy 4 - Blutschwur"

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Achtung, dies ist der vierte Teil einer Reihe und könnte Spoiler für die vorausgegangenden drei Teile enthalten.

Bei einem verheerenden Angriff der Strigoi auf die Akademie der Vampire wird Rose’ Geliebter Dimitri verschleppt. Nun steht sie vor einer entsetzlichen Aufgabe, denn einst schworen sie sich, den anderen zu töten, sollte er je in einen Strigoi verwandelt werden. Rose macht sich auf die Suche nach Dimitri, obwohl allein der Gedanke an den Schwur ihr fast das Herz bricht. Doch sie ist fest entschlossen, ihr Liebes-Versprechen einzulösen und Dimitri zu töten, wenn sie ihm gegenübersteht...via

Seit ich den ersten Band der Vampire Academy Reihe gelesen habe, wusste ich, dass diese Reihe etwas ganz besonderes ist. Keine Frage, diese Bücher gehören zu meinen Lieblingen, sie bestechen den Leser durch die durchgehende Spannung, die interessanten Charaktere und natürlich durch die komplexe Handlung. Richelle Mead hat mich noch nie enttäuscht und auch dieses Mal hat sie gezeigt, dass sie eine großartige Autorin ist, denn sie hält das Niveau von Buch zu Buch - "Blutschwur" muss sich sicherlich nicht hinter seinen drei älteren Geschwistern verstecken.

Fangen wir doch gleich mit dem Punkt an, der mir am meisten gefallen hat, nämlich dem Handlungsort. Fast die gesamte Handlung findet in Russland statt. Frau Mead beschreibt die dort herrschende Atmosphäre, die Lebensweise der Menschen und sogar die Architektur so realitätsnah, das man fast eine Gänsehaut davon bekommt. Da ich selbst aus Russland komme und einige Zeit meines Lebens dort verbracht habe, kann ich das wahrscheinlich ganz gut beurteilen, und wenn man das Buch liest, ist es so, als ob man sich selber dort befindet und alles mit eigenen Augen sieht.

Der Anfang von "Blutschwur" dehnt sich ein wenig, auf Action wartet man vergeblich. Tatsächlich gibt es im ganzen Buch nicht so viel Action, wie man es von dieser Reihe gewohnt ist, Frau Mead setzt dieses Mal viel mehr auf Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen. Ich denke, gerade deshalb sticht dieser Teil aus der gesamten Reihe raus. Trotz alldem ist die Spannung immer vorhanden, denn die Rose' Reise bietet so einige Überraschungen und Wendungen.

Rose, die Protagonistin, hat sich unglaublich verändert. Sie ist sehr viel ernster, erwachsener geworden und stellt vieles in Frage. Sie handelt überlegter und denkt mehr nach. Darunter leiden natürlich ihre "alten" Eigenschaften, ihr Humor zeigt sich nur noch selten. Einerseits habe ich die "alte" Rose vermisst, andererseits habe ich auch die Zeit mit der "Neuen" genossen, es war sehr interessant, auch ihre andere Seite kennenzulernen.

Die anderen Charaktere haben mir gefehlt, Lissa, Adrian und Christian kommen zwar vor, aber eher selten. Dafür lernt Rose viele neue, sehr interessante Personen kennen, die frischen Wind in die Handlung bringen. Ich hoffe sehr, dass sie uns auch in den noch ausstehenden zwei Teilen erhalten bleiben. Und wenn wir schon bei den Charakteren sind, möchte ich noch kurz Dimitri erwähnen. Aber wirklich nur kurz, weil sonst die Gefahr besteht, dass ich anfange zu heulen. Nein ernsthaft, es macht mich so fertig, dass Dimitri, mein Lieblingscharakter schlechthin, auf die Seite des Bösen gewechselt hat. Natürlich nicht freiwillig, aber das ändert ja nichts. Ich will ihn zurück, und zwar als den "alten" Dimitri - Rose, ich fühle mit dir!

Die Handlung wird immer komplexer, die Konflikte bringen Rose (und den Leser) immer mehr zum Verzweifeln, und auch die unerwarteten Wendungen lassen nicht allzu lang auf sich warten. Die Emotionen lassen sich fast mit den Händen greifen und das Ende ist gewohnt böse, wie gut, dass der fünfte Teil schon im Regal steht. Auch der Schreibstil ist wie immer sehr angenehm zu lesen und passt gut zu der Gesamthandlung.

Dieser Teil ist anders als die anderen, sehr viel tiefgründiger und berührender. Neue Charaktere kommen ins Spiel, "alte" müssen weichen. Auch der Handlungsort ändert sich, die Handlung spielt in Russland. Und auch die Protagonisten Rose und Dimitri machen eine Wandlung durch (wortwörtlich, was Dimitri angeht). Doch auch wenn sich dieser Teil sehr von den anderen unterscheidet, muss er sich nicht verstecken. Ich bin immer noch todtraurig wegen Dimitri und vergebe 8 Punkte (von 10), in der Hoffnung, dass sich alles irgendwann zum Guten wendet.

Dienstag, 17. Juli 2012

Rezension: "Ruht das Licht"

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 Achtung, dies ist der zweite Teil einer Trilogie und könnte Spoiler für den ersten ("Nach dem Sommer") enthalten.

Obwohl alles verloren schien, ist Sam zu Grace zurückgekehrt. Er hat den Wolf in sich besiegt und jetzt liegt ein ganzes Leben in seiner Menschengestalt vor ihm. Doch nun ist es Grace, deren Zukunft ungewiss erscheint. Sie, die sich ihrer menschlichen Haut immer so sicher war, hört nachts die Stimmen der Wölfe und weiß: Sie rufen nach ihr.

Wogegen Grace sich mit aller Macht wehrt, wäre Cole hochwillkommen. Cole wünscht sich nur eines: Vergessen. Vergessen, wer er ist. Vergessen, was er getan hat. Die Wolfshaut ist seine Zuflucht. Doch trotz der eisigen Kälte gelingt es ihm nicht, die Wolfsgestalt dauerhaft anzunehmen.

Als Coles Vergangenheit ihn einholt und sich immer mehr neugierige Augen auf die Wölfe richten, muss Sam zusehen, wie seine Welt zerbricht: Das Rudel schwebt in größter Gefahr und Grace hält nur noch die Liebe zu ihm in ihrem menschlichen Leben. Sam ahnt, dass der Wolf in ihr eines Tages siegen wird.
via

"Dies ist die Geschichte eines Jungen, der ein Wolf war,
und eines Mädchens, das zu einem wurde."
- Seite 7


Eine Vorwarnung: Diese Rezension wird positiv sein, sehr, sehr positiv. Ich werde nichts bemängeln, sondern alles an diesem Buch in den Himmel loben. Wer also keine Lust auf eine Rezension hat, die nur aus Lob und Geschmachte besteht, bitte hier wegschauen! ;)

Puh. Was für ein Buch. Um ehrlich zu sein, ich hatte Angst, es zu lesen. "Nach dem Sommer" ist eins meiner absoluten Lieblingsbücher, ich kann es nicht oft genug erwähnen, wie gelungen und grandios ich den ersten Teil der Reihe fand. Ich habe mich zuerst gefragt, ob eine Fortsetzung denn überhaupt nötig ist, doch natürlich habe ich nichts dagegen gehabt - ich hätte auch nichts gegen weitere 698 Fortsetzungen! Die Erwartungen waren hoch. Ich wusste, dass man "Nach dem Sommer" nicht toppen kann, und das hat sich auch bestätigt. Aber "Ruht das Licht" ist auf dem gleichen Niveau. Weit, weit oben nämlich. Klar, "Nach dem Sommer" hat seinen eigenen Charme, es ist eben der Anfang des Ganzen, aber "Ruht das Licht" steht dem in nichts nach. Und das ist eine riesengroße Erleichterung für mich!

"Nach dem Sommer" habe ich vor einundhalb Jahren gelesen und ich hatte trotzdem kein Problem damit, mich in die Handlung oder in die Geschichte einzufinden. Schon nach der ersten Seite war ich gedanklich wieder in Mystic Falls, bei meinem Lieblingspaar Grace und Sam. Hach, sind die beiden bezaubernd! Die beiden sind so grundverschieden, fast gegensätzlich, doch sie lieben sich wie am ersten Tag. Trotzdem ist ihre Beziehung NIE schnulzig, oder klischeehaft, sondern so realitätsnah, dass es fast weh tut. Sie zeigen ihre Liebe nicht mit Worten, sondern durch kleine Handlungen und genau das charakterisiert ihre Beziehung. Man spürt ihre Liebe auf jeder einzelnen Seite dieses Buches und möchte fast weinen, als immer deutlicher wird, dass Sam Grace zu verlieren droht. Es ist schwer zu beschreiben, wie sehr ein Buch einen berühren kann, daher lest "Ruht das Licht" (oder "Nach dem Sommer") und findet es selbst raus.

Die Handlung wird aus vier (sehr) verschiedenen Perspektiven erzählt; aus der von Sam, Grace', Isabels und Coles. Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Isabel und Cole. Isabel wird immer mehr zu meinem Lieblingscharakter, denn obwohl sie sich nach außen immer selbstüberzeugt und unnahbar gibt, steckt in ihr eine verletzte Persönlichkeit, die durch und durch menschlich ist. Isabel ist mir schrecklich sympathisch geworden. Cole allerdings mochte ich von Anfang an. Obwohl er ein Idiot sein kann und ein Vollzeitegoist ist. Aber dadurch, dass man auch aus seiner Perspektive die Geschehnisse erlebt, erfährt man die Gründe für sein Verhalten und diese lassen ihn so verletzlich wirken, auch wenn er es selten zeigt. Dass zwischen Cole und Isabel eine zarte Liebesgeschichte entsteht, macht die Sache noch interessanter, denn wenn sie zusammen sind, verstellen sie sich nicht. Das ist toll zu beobachten und man freut sich richtig für die beiden. Nur schade, dass ihre Beziehung scheinbar keine Chance hat, denn Cole ist ein Wolf und Isabel ein Mensch. Dramatisch, nicht wahr?

Die Handlung an sich ist nicht besonders actionreich. Streng betrachtet, passiert auf den 400 Seiten tatsächlich nicht sehr viel. Und trotzdem kann man das Buch nicht zur Seite legen. Ich weiß nicht, wie Maggie Stiefvater das macht, vielleicht weil ihre Charaktere so interessant sind, vielleicht wegen ihrem Schreibstil (auf den komme ich noch zu sprechen), aber man ist einfach gefesselt und muss will weiterlesen, bis zum Schluss. Was mir auch noch sehr gefällt an der Geschichte, ist, dass sie nicht übertrieben fantasylastig ist. Okay, es geht um Werwölfe. Aber für diese gibt es eine wissenschaftliche Erklärung, und das macht die Story besonders. Außerdem setzt die Autorin sehr viel auf Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen, anstatt auf die Fantasyelemente, und das macht die ganze Geschichte rund um Grace und Sam so tragisch schön.

Dieses Ende ist so so so emotional und traurig und natürlich musste man schon wieder fast weinen. Man ist am Ende genauso verzweifelt wie die Protagonisten selbst und kann den Anschluss dieser grandiosen Trilogie einfach nicht abwarten.Aber bis zum 1. August dauert es glücklicherweise nicht mehr so lang.

Maggie Stiefvater hat einen Schreibstil, der Gänsehaut schafft. Sie schreibt sprachgewaltig, bildreich, bunt und gefühlvoll. Ich liebe diesen Schreibstil und von mir aus kann sie Kochbücher schreiben, ich würde sie kaufen und jedes einzelne lesen, wegen eben diesem Schreibstil. Der Schönste in meinem Regal, muss ich einfach so sagen. Die 400 Seiten sind viel zu schnell vorbei gewesen. Die Autorin schreibt fast poetisch und schafft es trotzdem, bei jedem Perspektivenwechsel den Schreibstil der erzählenden Person anzupassen. So nimmt Cole Wörter in den Mund, die Sam nicht mal denken würde. Außerdem schafft es Maggie Stiefvater, aus jeder kleinen, unbedeutsamen Situation ein Kopfkino der Extraklasse entstehen zu lassen. Allein wegen diesen Momenten lohnt es sich einfach, sich auf diese Geschichte einzulassen. Natürlich muss man an dieser Stelle auch noch die Übersetzerinnen Jessica Komina und Sandra Knuffinke erwähnen und loben, denn sie haben diese Geschichte einfach grandios übersetzt.

Noch ein letzter Punkt, dann bin ich auch schon fertig mit meinem Lobgesang; die Aufmachung des Buches. Script5 blieb sich und dem ersten Teil der Reihe treu und gestaltete das Buch einfach wunderschön. Das Cover ist perfekt und auch ohne Schutzumschlag ist das Buch einfach schön anzusehen, es ist ganz weiß und vorne sind Grace und der Wolf vom Cover drauf, schlicht und gleichzeitig so bezaubernd. Dieses Cover wird der Geschichte, welche es verbirgt, durchaus gerecht.

Ich liebe dieses Buch, ich liebe es, ich liebe es. Handlung, Charaktere, Idee, Schreibstil, Aufmachung - alles perfekt. Ich kann nicht anders, als strahlende 10 Punkte (von 10) zu vergeben. Bitte, Frau Stiefvater, hören Sie nie auf, Geschichten zu schreiben.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Rezension: "Ohnegrund"

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Amy geht nach Tel Aviv, um zu studieren. Sie ist die vernachlässigte Tochter zweier Künstler in London. Amy heißt eigentlich Emily, und so viel, wie von ihr erwartet wird, kann sie gar nicht leisten. Daher beschließt sie, gerade in Tel Aviv angekommen und außer Reichweite ihrer Eltern, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie verliebt sich in den jungen, idealistischen Israeli Nimrod, die beiden heiraten und bekommen eine Tochter, Sharona. So groß ihre Liebe ist, so groß ist jedoch auch Nimrods Idealismus als Sozialarbeiter. Amy nimmt tatenlos hin, dass Nimrod seine Ziele mit Hingabe verfolgt und sie und Sharona zurücklässt. Zehn Jahre später: Amy ist alleinerziehende Mutter in London. Sie ist unglücklich. Was im Leben ihres Mannes passiert ist, was ihrem Vater zugestoßen ist, das möchten Amy und Sharona ergründen, doch tut es jede für sich selbst. Erst durch das Einfühlungsvermögen von Amys Tante Lisa gelingt es, die beiden ein wenig näher aneinander und auch an die Wahrheit heranzuführen. via

Keine 200 Seiten umfasst dieses Buch. Und doch steckt darin eine sehr umfangreiche Geschichte. Eine sehr Berührende noch dazu. "ohnegrund" erzählt die Lebensgeschichte von Emily, genannt Amy, die Tochter von zwei beschäftigten Künstlern. Mit 20 beschliesst Amy, nach Tel Aviv, Israel, zu gehen und dort ein neues Leben zu beginnen. Dies gelingt ihr auch, sie verliebt sich, heiratet und bekommt eine Tochter. Dieser Lebensabschnitt, der 1999 spielt, wird im Buch erzählt. Aber das ist nur ein Teil der Handlung. Der zweite Lebensabschnitt, im Jahre 2009, kommt auch im Buch vor, sodass man Amy 1999 und 2009 begleitet. Was dazwischen passiert ist, kann man sich durch Erzählungen selbst erschliessen.

Die Erzählweise ist simpel, aber auch ziemlich distanziert. Es erzählt ein neutraler Er-Erzähler, sodass man kaum eine Chance hat, zu einer Person eine Bindung aufzubauen. Es kommen einige Personen in dieser Geschichte vor und ich finde, dass sie sehr gut ausgearbeitet sind, denn obwohl man als Leser nicht allzu viel Zeit mit ihnen verbringt, kann man sie problemlos auseinander halten und ihnen Charaktereigenschaften zuteilen. Außerdem hat jede Person einen Hintergrund, eine Geschichte, die dem Leser - wenn auch versteckt - erzählt wird. Das fand ich sehr schön, denn so lernt man jeden Charakter besser kennen.

Die Haupthandlung spielt in Israel, in der Hauptstadt Tel Aviv. Dies war das erste Buch, das ich gelesen habe, welches in Israel spielt. "Ohnegrund" nimmt den Leser gefangen und entführt ihn nach Tel Aviv, in eine fremde Kultur, zu interessanten Menschen. Und nach 192 Seiten schlägt man das Buch zu und fühlt sich entspannt, ganz so, als ob man selbst gerade Urlaub in Tel Aviv gemacht hätte. Was ich damit sagen will; die Autorin schafft es, eine ganz bestimmte Atmosphäre wiederzugeben, sodass man keinerlei Probleme hat, sich in das Land bzw. in die Kultur einzufinden. Hat man das Buch gelesen, hat man Israel und Tel Aviv kennen (und vielleicht sogar lieben) gelernt. Großartig!

Die Thematik des Buches ist nicht einfach, ziemlich ernst und auch dramatisch. Zu lachen gibt es eigentlich nicht viel, doch die Autorin schafft es immer wieder, den Leser durch Situationskomik zum schmunzeln zu bringen und die Atmosphäre aufzulockern. Das Buch liest sich deshalb auch sehr angenehm und wirkt kaum bedrückend auf den Leser. Außerdem endet das Buch ziemlich abrupt, doch die wichtigsten Fragen sind geklärt. Der Leser darf sich die Geschichte selbst weiterdenken, aber schlimm ist das nicht.

Als kleines Extra gibt es am Anfang jedes Kapitels eine Wetterverhersage. Anfangs war ich sehr verwirrt, denn diese Vorhersagen hatten nichts mit der Geschichte zu tun und als schließlich die Auflösung kam, war ich sehr überrascht. Wirklich schöne Idee. Außerdem gibt es auf den letzten zwei Seiten ein Glossar, in dem jüdische Bezeichnungen erklärt werden. Kann man sich auch während des Lesens zur Hilfe nehmen, denn es spoilert nicht.

"Ohnegrund" vereint viele Themen miteinander, wie Freundschaft, Familie, Liebe, jüdische Kultur und noch einige andere. Das passiert auf eine sehr harmonierende Art und Weise, ich habe mich nie überfordert von den ganze Eindrücken gefühlt, sondern habe mit Amy mitgelitten, denn dieses Buch weiß nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu berühren. Hat man die letzte Seite gelesen, fühlt man sich irgendwie anders als vorher. Ruhig, auch ein wenig traurig, aber gleichzeitig gut. "Ohnegrund" ist ein Juwel, das viele, viele, viele Leser verdient.

"Ohnegrund" ist ein wunderbares Buch über die Kunst des Lebens, über Familiezusammenhalt, über unerwartete Liebe und über die jüdische Kultur. Lasst euch auf die Reise nach Tel Aviv ein und geniesst diese berührende Geschichte. Es lohnt sich. Große Empfehlung von mir und 8 Punkte (von 10). Dieses Buch sollte man nicht verpassen.